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Dienstag, 12.09.2023 16:10 Uhr | neunzehn54-Redaktion

Löwenbande - Im Gespräch mit Charlison Benschop

Die neunzehn54-Redaktion hat mit Charlie Benschop gesprochen

Hallo Charlie, willkommen beim WSV. Du bist in Willemstad, dem Hauptort der Insel Curaçao, geboren. Wann und wo hast du mit dem Fußball angefangen?

Als ich vier Jahre alt war, bin ich mit Papa und Mama nach Holland gezogen und später in Rotterdam aufgewachsen. Dort habe ich angefangen, im Verein Fußball zu spielen. Mit 15 Jahren bin ich dann vom RKC Waalwijk gescoutet worden und in deren Fußballinternat gezogen. Zwei Jahre später habe ich für den RKC mein Debüt in der zweiten niederländischen Liga gefeiert, im nächsten Jahr sind wir aufgestiegen. Nach zwei Jahren beim AZ Alkmaar und insgesamt drei Jahren in der Eredivisie bin ich nach Frankreich zu Stade Brest gewechselt. Das war mit damals 20 Jahren meine erste Station im Ausland und eine gute Vorbereitung für alles, was danach kam.

Dann bist du zu Fortuna Düsseldorf gegangen. Die mögen wir hier ja eher nicht so gerne...

Ja, das habe ich gehört. Das war neu für mich, das wusste ich gar nicht. Ich kann mir das aber schon vorstellen: beide Vereine, der WSV und Fortuna Düsseldorf, haben richtig geile Fans - ich kenne die Hintergründe aber nicht. Im Fußball geht es mir hauptsächlich darum, dass es Spaß macht. Das ist das Wichtigste. Meine Zeit bei Fortuna ist ja jetzt auch zehn Jahre her...

Aber du hattest dort mit 25 Toren in 58 Zweitligaspielen deine beste Zeit, oder?

Ja, das stimmt. Die Erfahrung in Frankreich hat mir gutgetan, aber ich war dort ganz allein und wollte zurück in die Heimat. Die Kombination aus Düsseldorf und Rotterdam - das sind nur zwei Stunden Fahrt - war super. Ich habe mich in dieser Zeit insgesamt sehr wohlgefühlt, mich gut entwickelt und bin dann in die Bundesliga nach Hannover gewechselt.

Dort warst du aber lange Zeit verletzt...

Anderthalb Jahre, genau. Das erste halbe Jahr war gut - ich habe mein erstes Bundesligator gemacht. Ich habe dann noch eine Zeit lang mit Schambeinproblemen gespielt, bis es irgendwann nicht mehr auszuhalten war. Es tut mir immer weh, dass ich dort so viel verpasst habe. Aber viele Jungs haben Probleme mit dem Schambein. Das kann leider sehr hartnäckig sein.

Wie lange hast du gebraucht, um dich von dieser Verletzung wieder zu erholen?

Nach dem Abstieg in meinem ersten Jahr ist die Mannschaft im zweiten Jahr ohne mich wieder in die Bundesliga aufgestiegen. Im dritten Jahr war ich wieder fit. Aber meine Sturmpartner waren damals Ihlas Bebou, Martin Harnik und Niclas Füllkrug. Es war dann schon schwierig, dazwischen zu kommen. Ich habe mal Einsätze bekommen, aber Stammspieler bin ich nicht geworden.

Seit 2018 hast du anschließend bei sechs verschiedenen Vereinen gespielt. Wie ist es dazu gekommen?

Das war teilweise eine schwierige Zeit und ein bisschen chaotisch. Ich wollte zunächst wieder richtig fit werden und den Spaß am Fußball zurückgewinnen. Bei Ingolstadt hat das leider zunächst nicht funktioniert, weil ich noch nicht fit genug war, um mich durchzusetzen. Ich habe mich dann nach Holland verleihen lassen, aber als ich zurückkam, war Ingolstadt in die dritte Liga abgestiegen und ich stand ohne Vertrag da. Ich hatte anschließend während Corona ein gutes Jahr auf Zypern, konnte meine Familie aber zweimal vier Monate lang nicht sehen. Das wollte ich dann auch nicht mehr. So hat sich das ergeben.

Aber jetzt hast du ja alles richtig gemacht und bist zum WSV gewechselt. Wie ist es dazu gekommen?

Ja, genau (lacht). Ich lebe mit meiner Familie in Krefeld, wir haben dort ein Haus gebaut. Die Kinder sind jetzt in der Schule. Ich wollte einfach nicht mehr weg. Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit Gaetano Manno und Hüzeyfe Dogan. Die beiden haben mich einfach überzeugt.


Welche Ziele hast du beim WSV?

Ich möchte eine erfolgreiche Saison spielen. Wir haben eine sehr hohe Qualität in der Mannschaft und ich hoffe, dass wir den Aufstieg in die dritte Liga schaffen.

Welches Ziel hast du dir persönlich gesetzt? Möchtest du eine bestimmte Anzahl an Toren schießen?

Ich möchte ein Charakter auf dem Platz sein, der Mannschaft helfen und mich in die Spiele reinkämpfen. Mir ist es dann wirklich egal, wer die Tore schießt. So bin ich einfach als Person und auch als Stürmer. Ich sehe Fußball immer als Mannschaftssport und möchte, dass wir zusammen erfolgreich sind.

Wie hast du die erste Zeit bei uns erlebt?

Sehr positiv. Ich habe in meiner Karriere schon viel erlebt. Aber diese ersten vier Spiele mit den späten Toren - das habe ich auch noch nicht mitgemacht. Das zeigt schon eine Qualität in der Mannschaft. Wir haben nie aufgegeben und sind bis zur letzten Minute zusammen nach vorne gegangen. Das macht Riesenspaß! Vielleicht war auch etwas Glück dabei, aber das kann und wird nur besser werden, weil wir uns erst noch richtig finden müssen. Vieles ist neu, auch für mich selbst. Das wird mit 12 Punkten im Sack aus den ersten vier Spielen einfacher. Von der Regionalliga und der Art, wie hier Fußball gezockt wird, bin ich positiv überrascht.

Wo siehst du deine Stärken?

Ich bin noch schnell, stark am Ball und habe einen guten Abschluss. Ich bin mehr so ein Stürmer, der für die Mannschaft arbeitet, die Gegner anläuft und das Kämpferische mit reinbringt. Das sind meine Qualitäten, das mache ich gerne.

Wie bekommst du die Bälle am liebsten?

In die Schnittstelle, sodass ich mit dem Fuß zum Abschluss kommen kann. Zum Beispiel von Phil Beckhoff mit seinem linken Fuß oder von Semir Saric, der auch Zuckerpässe spielen kann. Das unterscheidet mich, glaube ich, von Damjan Marceta, der als Strafraumstürmer die Bälle gerne in den Strafraum geflankt bekommt und dann sehr stark ist.

Du hämmerst dann - wie bei deinem Lattenschuss gegen Gladbach - immer ganz schön aufs Tor...

Früher war das Gewalt, heute ist das auch Qualität. Wenn der Ball stramm auf das Tor kommt, ist es schwieriger für die Torhüter, den Ball zu halten.

Du bist neulich 34 Jahre alt geworden. Wie fit fühlst du dich und gibt es Dinge, an denen du noch arbeitest?

So fühlt sich das nicht an, aber ja. Ich habe, denke ich, schon Glück mit meinem Körper - ich bin noch richtig fit. Außer meiner Schambein-Beschwerden hatte ich keine schlimme Verletzung. Natürlich hat man immer mal Wehwehchen, aber mit meinen Laufdaten bin ich immer noch oben dabei. Es ist auch viel Kopfsache: Wenn du mental stark bist, schaffst du auch viel. Und lernen kannst du im Fußball sowieso immer. Bei Flankenbällen, besonders bei halbhohen, bin ich nicht top. Ich habe jetzt schon mehr Erfahrung und das Gefühl für diese Bälle, aber bei der Ballverarbeitung kann ich noch besser werden. Daran arbeite ich.

Deine Frau arbeitet als Dolmetscherin bei Fortuna Düsseldorf und moderiert für MagentaTV die Spiele der dritten Liga. Geht es bei euch zuhause viel um Fußball?

Ja, leider (lacht). Wenn ich nach Hause komme, werde ich direkt interviewt. Dann kommen die Fragen. Aber ich habe mich daran gewöhnt - ich habe eine Fußballfrau. Keine, die zuhause sitzt, sondern im Fußball arbeitet. Wir sprechen aber auch viel über andere Sportarten: mein Sohn spielt bei den Krefeld Pinguinen Eishockey und meine Tochter macht Leichtathletik.

Hast du sonst noch Hobbys?

Ich paddele gerne und spiele Tennis. Ansonsten bin ich Botschafter von Indigaming Poga. Das sind Koffer mit einer Playstation und einem Bildschirm. Die hat Moritz Stoppelkamp mit seinem Berater erfunden und das sind jetzt die Nummer 1 der Gaming-Boxen in der Welt.

Danke für das Gespräch, Charlie!


Den und weitere Berichte gibt es auch beim nächsten Heimspiel in unserer aktuellen Stadionzeitung in Velbert. Ticket für das nächste Heimspiel gegen den SC Wiedenbrück gibt es hier.